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Wieder großes Kino

Diesmal Gestalt in Fukoshima

Sturmhimmel

Im Medizinstudium haben wir alle Krankheiten, vor allem die ganz seltenen, prompt an uns selbst festgestellt. In einer so intensiven Ausbildung wie es Gestalt derzeit für mich ist, bleibt es ebenfalls nicht aus, überall Gestaltkonzepte zu sehen.

Diesmal war es der wunderbare Film "Grüße aus Fukushima" von Doris Dörrie. Das gleich vorweg: Hingehen. Ansehen. Im Kino.

Zwei Frauen in der Todeszone von Fukushima. Beide haben in der Gestaltsprache noch "Figuren" offen. Figuren sind hierbei Gefühle, Beziehungen, Handlungen oder Geschichten, die ein Mensch noch nicht für sich (ab)geschlossen hat. Meist haben wir Mechanismen entwickelt, mit alten oder auch frischen Wunden umzugehen - und wenn es die "einfachste" Art, die der Verdrängung ist.

Das passt irgendwann nicht mehr. Die alten Figuren treten wieder in den Vordergrund. Und wir haben die Wahl, wie wir mit ihnen umgehen wollen. Diese Wahl können wir nur treffen, wenn wir neue Umgangswege finden. In Gestalt begleitet der Berater, Therapeut oder Coach den Klienten darin.

In "Grüße aus Fukushima" tun dies zwei Frauen füreinander. Die eine eine alte Geisha, die letzte in ihrem Dorf, die in der Katastrophe ihre letzte Schülerin verloren hat. Die andere eine junge Frau aus Deutschland, die ihren Liebsten verloren hat. Das Gemeinsame: Beide haben in diesem Verlieren selbst eine wichtige Rolle gespielt.

Wie Doris Dörrie, die Schauspielerinnen und all die Menschen, die einen Film erst zu einem Film werden lassen, erzählen, wie Geister ("Figuren") wieder auftauchen und wie sich diese beiden Frauen miteinander, gegenseitig und selbst von ihnen befreien, ist ganz großes Kino und ein Lehrstück in Gestalt.

Befreien passt eigentlich nicht wirklich: Die Frauen lösen Belastungen und Trauer auf und finden neue Wege.

Darum nehme ich diesen Film in die Ressourcen zu Psychologie+Philosophie auf.

Christa Weßel - Montag, 14 März 2016

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